Maria zum Stegel
Auch die Kapelle „Maria zum Stegel“ gehört zu den zahlreichen historischen Bauwerken, die der Bombennacht an Palmarum 1942 zum Opfer fielen. Sie brannte völlig aus. Die Ruine stand, leider völlig ungeschützt, bis 1967. Dann erfolgte ihr Abbruch wegen Baufälligkeit.
Seit 1975 erinnert der wieder aufgestellte Sockel aus mächtigen Granitquadern an den Standort der Kapelle an der Ecke Mengstraße/Schüsselbuden. Die Gemeinde St. Marien plant, die Kapelle neu zu errichten. Bis diese Absicht irgendwann Wirklichkeit wird, zeigt ein Modell wie die Kapelle „Maria to den Stegelen“ ursprünglich einmal ausgesehen hat. Das in der Vitrine am Originalstandort aufgestellte Modell ist ein Objekt des Projektes „Zeit-Punkte“ der „Gesellschaft Weltkulturgut Hansestadt Lübeck“. Die Kapelle „Maria zum Stegel“ hat eine recht bewegte Geschichte.
Schon im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts ist ein „Marienbild zum Stegel“ nachgewiesen. 1407 wird erstmals über ein Vermächtnis zum Bau der „Marienkapelle“ berichtet. In den Jahren 1412-14 wird die Kapelle dann mehrfach als in Bau befindlich bezeugt. 1425 wird an dem Altar der Kapelle zu Ehren der heiligen Dreifaltigkeit, der Jungfrau Maria und St. Paulus eine Vikarie (Pfarrstelle) eingerichtet. Der Vikar erhielt in den oberen Räumen der Kapelle eine Wohnung. Im Zuge der Reformation sollte die Kapelle als „Jungfrauenschule“ genutzt werden. So jedenfalls sah es die Bugenhagensche Kirchenordnung von 1531 vor. Allerdings ist dieser Plan nicht realisiert worden.
Die Kapelle wird dann für einige Zeit als Leichenhalle benutzt. Ab 1640 wird „Maria zum Stegel“ von den Kirchenvorstehern an verschiedenen Buchhändlern vermietet. Um 1800 endet die „Zeit der Buchhandlungen“. Die Kapelle bleibt für einige Zeit leer. In den Jahren 1803/04 pachtet der Tuchhändler Stolterfoht die Kapelle und verwendet sie als Warenraum. 1805 wird die Kapelle zu einem Speicher umgebaut und weiterhin von Stolterfoht genutzt. Später (1837/55) ist das Gebäude Domizil der städtischen Brandkasse.
1858 erfolgt eine gründliche Sanierung des Bauwerkes. Dabei werden erhebliche Teile der Außenmauern erneuert und bauliche Veränderung vorgenommen. Die Kapelle dient dann für einige Zeit der Mariengemeinde als Lager für Baumaterialien. Später wird das Gebäude wieder als Speicher (u.a. für Getreide) verwendet. In den Jahren 1927/28 erfolgt ein erneuter Umbau. Es wird ein Konfirmandensaal eingerichtet. Andere Räume dienen der Kirchenkanzlei. Diese Zweckbestimmung bleibt bis zur Zerstörung der Kapelle „Maria zum Stegel“ im Jahre 1942.
Quellen: 1) Die Bau- und Kunstdenkmäler der Hansestadt Lübeck von H. Rathgens und F. Bruns (1939) 2) Bomber gegen Lübeck – Dokumentation von Lutz Wilde Lübecks von Dr. W. Brehmer (1898)
Standort: Ecke Mengstraße/Schüsselbuden
Aufstellung: 05.06.2001