20 Jahre im Dienst und 100-jähriger Geburtstag
Auf Initiative der Namensgeberin Lisa Dräger wurde in den Jahren 1999 bis 2004 der Nachbau eines historischen Hanseschiffes aus dem 15. Jahrhundert in Lübeck ungesetzt und mit diesem nach der anschließenden Erprobungszeit ab dem Jahre 2005 erstmals Gästefahrten durchgeführt. Die hochmotivierte Crew war in der Folgezeit nicht nur auf der Trave, der Lübecker Bucht und den angrenzenden Seegebieten zu maritimen Großveranstaltungen präsent; in den Logbüchern sind auch Fahrten nach Polen, Dänemark, England und Dänemark vermerkt.
So wurde maritime Tradition der Hanse über die Grenzen der Hansestadt Lübeck transportiert. Als Botschafterin der Hansestadt Lübeck war und ist die „Lisa von Lübeck“ in den Häfen im In- und Ausland ein gern gesehener Gast.
Auch nach nunmehr 20 Jahren im aktiven Dienst sind die ehrenamtlich tätigen Crewmitglieder bemüht, dass Schiff in einem den behördlichen Auflagen entsprechenden Zustand zu erhalten. Regelmäßige Überprüfungen durch die BG Verkehr (Berufsgenossenschaft Verkehrswirtschaft Post-Logistik Telekommunikation) bescheinigen die Seetüchtigkeit des Schiffes. Obwohl die Auflagen zum Betrieb eines derartigen Seefahrzeuges mittlerweile sehr hoch sind, sind neben dem Arbeitseinsatz der Vereinsmitglieder auch größere finanzielle Aufwendungen erforderlich geworden, deren Deckung durch die zahlreichen Gäste- und Charterfahrten ermöglicht werden können. Werftaufenthalte dienen regelmäßig zum Erhalt des Schiffes; Arbeiten müssen gelegentlich auch das Werftpersonal vergeben werden, wenn diese nicht in Eigenleistung ausgeführt werden können.
In den Wintermonaten und bis zum Saisonbeginn im Mai sind jährlich wiederkehrende Überprüfungen durch zertifizierte Fremdfirmen in Auftrag zu geben, ohne die der Betrieb des Schiffes nicht gestattet ist.
Erstmals wurden anlässlich der Zwischenbesichtigung durch die Behörde in diesem Jahr schiffbaubauliche Gegebenheiten als Mängel eingestuft, obwohl das Schiff während der Bauphase 1999 bis 2004 ständig durch den Germanischen Lloyd als Schiffsklassifizierungsgesellschaft überwacht und kontrolliert wurde. Insgesamt ist anzumerken, dass es der Traditionsschifffahrt nicht leicht gemacht wird, historische Wasserfahrzeuge in Fahrt zu halten.
Mittlerweile sind fast alle „Mängel“ abgestellt, so dass der Schiffsbetrieb mit Gästen aktuell bis 31. September 2025 gesichert ist.
Letztlich garantiert die Vielzahl der durch die ehrenamtlich tätigen Vereinsmitglieder den Erfolg eines derartigen und nun mittlerweile 20jährigen Projektes.
Mit dem alternden Schiff wird auch die Crew älter. Das bedeutet, wie in so vielen anderen Vereinen, dass dringend Nachwuchs bzw. personelle und materielle Unterstützung erforderlich wird.
Daher werden ständig neue Crewmitglieder gesucht, die zum Betrieb und Erhalt des Schiffes erforderlich sind. Dazu sind Vorkenntnisse nicht zwingend erforderlich. Lediglich bei Nautikern und Technikern sind diverse Voraussetzungen zu erfüllen, um ein derartiges Schiff führen zu dürfen. Auch in dieser Funktionsgruppe besteht aktuell Personalbedarf, um die vielen Anfragen, die an das Kontor gestellt werden.
Wesentlich älter ist die Werftbarkasse „SW 2“; sie blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zurück. Sie wurde auf der Hamburger Werft J. Oelkers gebaut und am 19. Mai 1925 erstmals in Fahrt genommen. Unser Jubilar versah unter dem Namen „Fritz“ bis zum Ende des 2. Weltkrieges Dienst im Hamburger Hafen, wurde dann 1946 von der Reederei Hapag Lloyd übernommen und in „Technischer Betrieb 1“ umbenannt.
Ende 1972 erwarb die Schlichting-Werft in Lübeck-Travemünde das Fahrzeug, wo es dann als „SW 2“ bis zur Schließung der Werft Ende 1987 im Einsatz war. Mit dem Kauf des Werftgeländes durch die „Rosenhof“-Gruppe ging die Barkasse in deren Eigentum über, um nach Renovierungsarbeiten und der Umbenennung in „Elfriede“ als Ausflugsschiff der Senioren-Residenz „Rosenhof Travemünde“ eingesetzt zu werden.
Am 26.11.1994 wurde die Barkasse als Sachspende an die Gesellschaft Weltkulturgut Hansestadt Lübeck übergeben. Vom Januar bis zum Mai 1995 erfolgte eine Grunderneuerung durch ehemalige Mitarbeiter der Firma Krupp-Fördertechnik im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Neben der vollständigen Überholung des Bootskörpers und der Antriebsanlage erhielt die Barkasse ein Setzbord, um den geänderten Vorschriften für die Personenbeförderung zu entsprechen. Zur weiteren Erhöhung der Sicherheit erfolgte der Einbau einer elektrischen Startanlage, ein neuer Eichschein wurde erstellt und der Schlepphaken sowie die Druckluftanlage erhielten neue Testate des Germanischen Lloyd. Am 31. Mai 1995 erhielt die Barkasse wieder den Namen „SW 2“ und wurde in den Farben und mit der Beschriftung der ehemaligen „Schlichting-Werft“ versehen als Traditionsschiff durch die Gesellschaft erneut in Fahrt gesetzt.
Damit ist die Barkasse auch ein letztes Symbol für den Schiffbau, der einst in Lübeck und Travemünde über eine lange Zeit beheimatet war.
Der Verein ist auch hier mit seinen Aktiven bemüht, das Fahrzeug mit historischer Technik zu erhalten und für Fahrten um Lübeck und auf der Trave anzubieten.
Ein aktueller Antrag bei der Denkmalfachbehörde der Hansestadt Lübeck ist eingereicht in der Hoffnung, eine Anerkennung als historisches Denkmal zu erwirken.
Es bleibt zu hoffen, dass beide „Geburtstagskinder“ auch zukünftig sowohl als schwimmende Zeugen maritimer Tradition und auch als Repräsentant der Hansestadt Lübeck noch viele Jahre auf See anzutreffen sind.