Von Koggen und Kraweelen

„Die Kogge“ heißt genau genommen „der Koggen“. Weil sich aber der Begriff „die Kogge“ im deutschsprachigen Raum durchgesetzt hat, wollen wir es dabei belassen. Im Jahre 948 trat in Muiden bei Amsterdam erstmalig der Begriff „Kogge“ als Bezeichnung für ein einmastiges Frachtschiff auf. Der älteste bisher bekannte Koggenfund aus Kollerup bei Dänemark datiert um 1150.

Die Kogge neusten Baudatums von 1410 wurde in den Niederlanden gefunden. Sie ging 1430 bei Almere unter. Somit betrug der Zeitraum in dem die Koggen gebaut wurden mindestens dreihundert , wenn nicht sogar fünf- bis sechshundert Jahre. In diesem, für heutige Verhältnisse unvorstellbare langem Zeitraum wurde die Kogge ständig weiterentwickelt. Sie bekam, auf Pfählen stehend, Kampfplattformen – zuerst über dem Heck, später auch am Bug des Schiffes.

Diese so genannten Kastelle wurden im Laufe der Jahrhunderte immer mehr in den Schiffskörper integriert und mit festen Seitenwänden versehen. In dem neugewonnen Raum, zumindest im Achterkastell (hinten), konnte man nun Schlafkammern für den Kapitän und mitreisende Kaufleute einbauen. Waren die frühen Koggen noch mit einem seitlichen, achtern, an Steuerbordseite (rechts) angebrachten Ruder bestückt, lässt sich ab 1242 das am Achtersteven angebrachte, wesentlich effektivere Heckruder nachweisen.

Außerdem wurden die Koggen zunehmen breiter und höher, sodass ihre Tragfähigkeit bedeutend erhöht werden konnte.

Typische Merkmale für die Kogge sind ein gerader Kiel und gerade, relativ steil stehende, Steven. Außerdem sind die Koggen in Klinkerbauweise beplankt worden, d.h. die Planken der Außenhaut überlappen sich dachziegelartig. Beim Bau wurden zuerst die über Feuer erhitzen und somit biegefähigen Planken zu einem Schiffkörper zusammengezimmert. Anschließend wurde die entstandene Rumpfschale mit Spanten ausgesteift. Da bei dieser Bauweise der größte Teil der im Seegang auftretenden Längskräfte von den Eisennägeln, die die einzelnen Plankengänge verbinden, aufgefangen werden muss, war die Größe der Koggen auf ca. 200 Tonnen Tragfähigkeit begrenzt. Im Durchschnitt konnten einmastige Frachtschiffe 80 bis 120 Tonnen laden.

Da das Ladungsaufkommen zwischen den Hansestädten an Nord- und Ostsee ständig zunahm, benötigte man im 15. Jahrhundert größere Schiffe. Aus dem Mittelmeerraum wurde die Kraweelbauweise eingeführt. Bei der Kraweelbauweise, die auch dem Schiffstyp ihren Namen gibt, wird zuerst ein formbestimmendes Spantengerüst mit Kiel, Spanten und Decksbalken gebaut. Anschließend wird das Schiff beplankt, indem man die Planken mit der breiten Seite an die Spanten nagelt. Die Schmalseiten werden aufeinander gestellt, sodass eine glatte Außenhaut entsteht. Die Fugen zwischen den einzelnen Planken werden mit geteertem Hanf, so genannten Werg, dichtkalfatert. Diese Bauweise, bei der auch das Deck, völlig dicht, nach oben beschriebener Methode hergestellt wurde, ist wesentlich verwindungssteifer und belastbarer als die, nach oben halbwegs offenen Koggen.

Somit war es möglich, wesentlich größere Schiff zu bauen. Die 1462 gebaute Kraweel "Peter von Danzig" hatte bereits eine Tragfähigkeit von über 800 Tonnen. Auch die Segelfläche war mit 750 m² viermal größer als bei den Koggen. Wie bei den Kraweelschiffen üblich, verteilte sich die Segelfläche auf nunmehr drei Masten mit jeweils einem Segel. Diese Takelungsart sollte auch die Segeleigenschaften erheblich verbessern.